Der Weißstorch

Adebar, Kapperstorch, Ciconia ciconia

 

Bis 1,1 m langer schwarzweißer Stelzvogel mit roten Beinen und Schnabel, gehört in Deutschland zu den bekanntesten Vögeln. Der Weißstorch ist ein Zugvogel, der eine Gesamtstrecke bei Hin- und Rückflug von Afrika bis zu uns von etwa 20.000 km zurücklegt. Er hält sich von Ende März bis Mitte September im Brutgebiet auf. In jeder Brutsaison findet eine neue Verpaarung statt. Das Nest, der Horst, wird auf Hausdächern, Masten, Bäumen und Felsklippen errichtet. Das aus 3-5 Eiern bestehende Gelege wird 32-34 Tage bebrütet. Als Nesthocker bleiben die Jungen bis zum Flüggewerden 9 Wochen im Nest. Die Nahrung besteht aus Insekten und kleinen Wirbeltieren (Mäuse, Frösche). Finden sich Weißstörche nach der Nahrungssuche, die sie einzeln betreiben, wieder gemeinsam auf dem Horst ein, so begrüßen sie sich mit lautem Schnabelklappern. Dabei legen sie die Köpfe weit zurück. In Deutschland und Mitteleuropa ist ein ständiger Rückgang des Weißstorches zu beobachten, weil die Vögel immer weniger lebenswichtige Feuchtgebiete vorfinden und auch durch Hochspannungsleitungen geschädigt werden.

 

Unsere Nisthilfe wurde im April 2000 von der „Dorfgemeinschaft Paplitz e.V.“ errichtet, nachdem ein Storch drei Jahre vergeblich versuchte, auf diesem Mast ein Nest zu bauen. Der Korb hat einen Durchmesser von 1,20 m und wurde vom Korbmachermeister Gerhard Schulze geflochten.

Der Bau wurde von folgenden Firmen unterstützt:

  • e.dis Energie Nord AG Jüterbog

  • DP Kfz-Handel-GmbH Sperenberg

  • Reiterhof Huschke Baruth

  • Bauunternehmen H.Linke Baruth

 

Der erste Storch besuchte am 15.06.2000 die Nisthilfe und hielt sich fast täglich darauf auf. Zeitweise kamen zwei weitere Störche. Mit dem Bau des Nestes begannen sie aber in diesem Jahr nicht. Es handelte sich um Jungstörche, die noch nicht brüten.

Seit 2001 ist das Nest ununterbrochen mit Storchenpaaren belegt, die auch in jedem Jahr Nachwuchs erfolgreich aufzogen. 

Nestblick 2014

Nestblick 2014

 

 

Belegung Storchennest

(Errichtet Frühjahr 2000)

 

Jahr 

Ankunft 

Brut 

Abflug

2000

Juni 

1 Jungstorchenpaar, brühtet nicht

August

2001

24.04.

3 Junge (23.6. ein Junges aus dem Nest geworfen) 2 Junge großgezogen

25.08.

2002

20.04.

3 Junge (14.6. ein Junges aus dem Nest geworfen) 2 Junge großgezogen

25.08.

2003 

13.04. 

2 Junge - beide aufgezogen

18.08.

2004 

30.03.

3 Junge - alle aufgezogen  

22.08.

2005

 

04.04.

3 Junge - 17.06. Ein Altstorch stirbt beim Flug in eine Stromleitung. 2 Jungstörche werden in die Aufzuchtstation Loburg (ST) gebracht und gedeihen dort gut. Der 3. Jungvogel wird vom verbleibenden Storch großgezogen

17.08.

2006

09.04.

1 Junges aufgezogen

20.08.

2007

01.04.

2 Junge aufgezogen

26.08.

2008

28.03.

4 Junge - ein Junges aus dem Nest geworfen, 3 großgezogen

15.08.

2009

10.04.

1 Ei aus Nest geworfen 3 Junge großgezogen

16.08.

2010 

30.03.

4 Junge - ein Junges aus dem Nest geworfen, 3 großgezogen

11.08.

2011

02.04.

3 Junge – ein Junges aus dem Nest geworfen, 2 großgezogen

21.08.

2012 

03.04.

3 Junge großgezogen

19.08.

2013

04.04.

4 Junge – ein Junges aus dem Nest geworfen, 3 großgezogen

24.08.

2014 

26.03.

erstmals 4 Junge großgezogen

13.08.

2015

27.03.

3 Junge großgezogen

08.08.

2016 

28.03.

2 Junge großgezogen

23.08

2017

02.04.

3 Jungstörche

25.08

2018

30.03.

3 Junge großgezogen

19.08

2019


26.03

alle 3 Eier bei Angriffen durch andere Störche aus dem Nest gefallen

20.08.

2020

07.04.

Brut: 3 Junge - ein Junges aus dem Nest geworfen, 2 großgezogen

22.08

2021


11.04

Brut: keine Jungstörche, nur Eierschalen unter dem Nest, ab Juni nur noch 1 Altstorch auf Nest

14.08.

2022


08.04.

16.04.

Neubau und gepaart, dann 2. Storch wieder verschwunden

wieder 2 Altstörche, tags darauf 2 angebrütete Eier unter dem Nest, danach 4 Junge großgezogen

14.08

2023




 

Wiedersehen 2016

Wiedersehen 2016

 

Nest 2020 Nest 2020

Drama am Storchennest
Seit 22 Jahren beginnt in jedem Frühjahr das Warten auf die Ankunft eines Storchenpaares auf unserem Nest in der Nähe des Dorfbackofens in Paplitz. Wochen später wird dann von vielen Einwohnern Ausschau gehalten, wie viele Jungstorchenköpfe zu sehen sind.
So auch in diesem Jahr wieder. Gerade haben wir noch gerätselt, ob drei oder vier Jungstörche ausgebrütet wurden, da lag am Sonntagvormittag (04.06.) ein kleiner toter Storch unter dem Nest. Die anhaltende Trockenheit sorgt für Nahrungsmangel auf den Wiesen für die Störche in der Region. Folge: der Nachwuchs wird reduziert, der Schwächste aus dem Nest geworfen.
Doch noch erschrockener waren wir am Nachmittag desselben Tages, als einer unserer Storcheneltern in der Nähe unterhalb des Nestes auf ein am Boden liegendes weiteres Storchenkind einpickte, um es zu töten. Nach unserem Eingreifen ließ er davon ab. Das leicht verletzte aber fast leblose Tier wurde im Stall untergebracht, wo der kleine Kerl langsam immer lebhafter wurde.
Nach Rücksprache mit dem Storchenbeauftragten aus Zossen riefen wir die Einwohner zur Regenwürmersuche für eine baldige Fütterung auf, was bei der Trockenheit nur geringen Erfolg brachte. Hilfe bekamen wir nach Kontaktaufnahme zusätzlich vom Angelfachgeschäft Marco Zwanzig aus Zossen, der uns einige Dosen mit Regen- und Mehlwürmern sponserte. Einen großen Dank allen spontanen Unterstützern. Das half uns wirklich sehr, den inzwischen mobil gewordenen und hungrigen Kleinstorch satt zu bekommen.
Am nächsten Morgen war der erste bange Blick in den Stall, ob er die Nacht überlebt hat.
Nach nochmaliger kräftiger Fütterung kam dann auch schon der Abschied. Der Storchenbeauftragte, Herr Henschel, freute sich ebenfalls über den Erfolg der Rettung, als er das Storchenkind abholte. Unser kleiner Storch verabschiedete sich mit einem schon hörbaren Klappern, bevor er die Fahrt zur Vogelschutzwarte Storchenhof Loburg (Sachsen-Anhalt) antrat und wo er hoffentlich gute Ersatzeltern findet.
Nun hoffen wir nur noch, dass die zwei im Nest verbliebenen Jungstörche von unserem Storchenpaar großgezogen werden und sich alle vorbeikommenden Einwohner und Gäste an dem Anblick erfreuen können.
M. Patzer - Ortsvorsteherin